Aktuelle Schädlingsprognose (KW 17/ 2023)

Später Raps in der Knospe Über das warme vergangene Wochenende mit viel Sonne war stärkerer Zuflug des Rapsglanzkäfers möglich. Knospenbefall kontrollieren (falls noch nicht geschehen), bei schwächerem Raps besonders sorgfältig. Oft ist der Befall angestiegen, bleibt aber weiterhin unter der Schwelle. Landeten kritische Zahlen später Kohltriebrüssler in der Gelbschale (so lokal geschehen im Norden und Osten Deutschlands), ist über eine Behandlung zu entscheiden. Diese rotfüßigen Rüssler nicht mit den etwa gleichgroßen, aber schwarzfüßigen Kohlschotenrüsslern verwechseln (der Befall letzterer wird an den Pflanzen bestimmt).

 
Raps in der Blüte

Hat die Rapsblüte begonnen, verursacht der Glanzkäfer keinen Schaden mehr. Beim Kohlschotenrüssler sorgte das schöne Wetter für erste Sichtungen. Für die Behandlungsentscheidung gegen die Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke müssen beide Blütenschädlinge gemeinsam betrachtet werden. Die Mücke selbst ist nur sehr schwer zu finden, und es besteht Verwechslungsgefahr mit den nützlichen Schlupfwespen. Durch Kohlschotenmücken gefährdet sind Schläge in bekannten Befallslagen und in unmittelbarer Nähe zu im Vorjahr stärker mit Mücken befallenen Flächen (viele glasige Schoten). In dem Fall sind nur halb so viele Kohlschotenrüssler zu akzeptieren (pro 10 Pflanzen nur 5 Käfer und nicht 10 Käfer). Maßnahmen sind gut abzuwägen: Zur Bekämpfung von Kohlschotenrüssler und -mücke stehen nur Pyrethroide zur Verfügung. Der Kohlschotenrüssler ist resistent, die Kontaktwirkung gegen die Kohlschotenmücke ist begrenzt, eine Larvenwirkung gibt es nicht. Wenn eine Behandlung unbedingt notwendig erscheint, sind Randbehandlungen ab EC62/63 (erste Schoten am Haupttrieb) meistens völlig ausreichend. Die Mücke ist relativ flugträge. Häufig konzentriert sich ihr Befall auf die Ränder, gerade bei großen Schlägen. Jahre mit massivem Befall der Kohlschotenmücke treten nur vereinzelt auf. Die Mücke fliegt in mehreren Wellen aus den benachbarten Vorjahres-Rapsschlägen zu. Warme, sonnige und windstille Tage für die Maßnahme wählen. Mehrtägig günstige Zuflugbedingungen werden sich diese Woche bei kühlem Aprilwetter verbreitet nicht einstellen, voraussichtlich nur ganz im Südwesten Deutschlands. Bienenschutzauflagen und Vorgaben zur Anwendungshäufigkeit beachten, gerade bei Mischung mit Fungiziden. Nicht nur zum Schutz der Honigbienen, sondern auch aller anderen Bestäuber sollte generell nur in den späten Abendstunden gefahren werden. Damit vermindert man gleichzeitig Durchfahrtverluste.

 

 
Bleibt es unterdurchschnittlich kühl, zieht sich die Rapsblüte hin. Das Platzieren von schlagspezifisch notwendigen Insektizid- und Fungizidmaßnahmen (Sklerotinia) wird dadurch nicht einfacher. Bei Befall mit Cylindrosporium (findet man dieses Frühjahr sortenabhängig häufiger, besonders in Nord- und Nordostdeutschland), Phoma oder Botrytis sind mit einer geplanten Sklerotinia-Behandlung allenfalls noch Teilwirkungen zu erzielen. Risse oder Aufplatzungen an den Rapsstängeln durch Frost oder Befall mit dem Großen Rapsstängelrüsslern sind besonders unter feuchten Bedingungen Eintrittspforten für die Pilze.

 

Text: Julia-Sophie von Richthofen & Thomas Volk, proPlant GmbH, Münster